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„Flowers need rain to grow."
„Auf Regen folg Sonnenschein."
„Nina… don't worry, be happy", sagte mir Depani (unsere Küchenfee) heute Morgen mit einem Lächeln im Gesicht.
Ich bin ein sehr positiver und lebensfroher Mensch, aber auch ich habe manchmal kein Lächeln im Gesicht. Die letzten Tage und Wochen haben mir viel Energie abverlangt. Mädchen, die ich in mein Herz geschlossen habe, sind gegangen, und auch Helen und Mina sind abgereist. Das lässt mich nicht kalt. Es ist komisch, jetzt wieder alleine oben zu sein und keine direkte „Mitbewohnerin" und Freundin hier zu haben.
Die beiden fehlen – hier, mir und den Kindern.
Ein Gefühl, das ich mit einigen Kindern teile. Da reicht ein Blick in die Augen, und wir wissen, was wir fühlen und wen wir vermissen.
Ich habe Einblicke bekommen, wie es eventuell bei meinem Abschied sein wird. Tränen werden fließen, soviel ist sicher. Naja, ich habe ja noch zwei Wochen, um mich darauf vorzubereiten.
Abschiede sind leider in den meisten Fällen mit Vermissen und Traurigkeit verbunden.
Ich habe gelernt, über die Zeit mit Traurigkeit umzugehen und habe meine eigene Strategie entwickelt. Die positive und lebensfrohe Nina ist schnell wieder da.
Ich hatte ein liebevolles, sicheres Umfeld und Familie sowie Freunde, die mich bei diesem „Lernen" (Emotionsregulation) gestärkt haben.
Wie sieht das bei den Angels aus?
Natürlich haben sie sich ihre eigenen, ganz persönlichen Strategien gesucht. Bei den meisten Mädchen, besonders bei den älteren, ist es das Zurückziehen, Alleine und für sich sein. Die Jüngeren suchen Schutz und Trost bei ihren älteren Schwestern oder Freundinnen. Obwohl das eher passiv passiert. Hilfe wird nicht gesucht, sondern gegeben. Die anderen Mädchen merken relativ schnell, wenn es jemanden hier nicht gut geht. Es wird sofort getröstet und gefragt was los ist. Die Angels möchten unabhängig bleiben. Bei vielen vielleicht keine bewusste Entscheidung, sondern eine Schutzreaktion als Folge ihrer Vergangenheit.
Eine Sache die für mich sehr schwer auszuhalten ist, dass Weinen hier als Schwäche gesehen wird. „Hör auf zu weinen." „Nicht weinen, du bist kein Baby."
Ja was macht das mit mir?
Ich bin eine Person, die viel Mitgefühl empfindet, besonders gegenüber Menschen, die mir am Herzen liegen. Mein Helfersyndrom leitet mich dazu, den Mädchen zur Seite zu stehen und sie zu trösten.
Die Sprachbarriere macht das nicht unbedingt einfacher, doch merke ich, dass Gefühle und Gedanken auch wortlos übertragen werden können.
Es gibt einige Mädchen, die mich in diesen Situationen von sich „stoßen" und sich wie gesgat entfernen. Das ist ok. Ich gebe ihnen Raum und Zeit und lasse sie wissen, dass ich da bin.
Ein Leben in einem Heim, weg von der Familie, ist halt nicht einfach. Ich glaube, das wissen wir alle. :)
Doch habe ich jetzt selbst erfahren, wie es ist, mehrere Schwestern an seiner Seite zu haben – aufbauend, mitfühlend und stärkend. Ganz nach dem Motto „I have your back", was auf Gegenseitigkeit beruht. Ein familiäres Gefühl kann auch außerhalb der Verwandschaft zu spüren sein.
Danke ihr Angels, dass ihr hier an meiner Seite seid und auch ein Dankeschön ans Personal für eure Fürsorge😊
Bis bald !
Nina