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Als Studierende der Evangelischen Religionswissenschaften war ich besonders gespannt, mehr über die religiösen Ansichten der Kinder und gelebten Glauben auf Sri Lanka zu erfahren. Schon im Alltag spielen religiöse Rituale im Angels Home eine große Rolle. Morgens nach dem Zähneputzen, abends nach dem Waschen und vor den Hauptmahlzeiten wird gemeinsam gebetet. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleiner christlicher Altar, vor dem ungefähr 15 katholische Mädchen verschiedene Gebete rezitieren. Die restlichen Mädchen gehören dem buddhistischen Glauben an und finden sich im ersten Geschoss vor einer buddhistischen Opferstätte ein. Während des Gebets werden hier Kerzen oder Räucherstäbchen angezündet und Blumen, Wasser oder Früchte dargeboten. Leider konnte ich bislang noch nicht herausfinden, wie genau die buddhistischen Gebete heißen. Vielleicht kann ich dazu in der Tempel-Klasse am nächsten Vollmondtag mehr erfahren. Es geht auf jeden Fall darum, Glück, Gesundheit und Wohlstand für seine Familienangehörigen zu erbitten. Wie auch in vielen anderen Bereichen zeigen sich hier die unterschiedlichen Charaktere der Mädchen: Während einige ergriffen und mit geschlossenen Augen am Gebet teilnehmen und hinter noch sitzen bleiben, um persönliche Anliegen mit Buddha zu besprechen, scheint es für andere eher eine Pflichtveranstaltung zu sein.
Am Sonntag durfte ich dann die katholischen Mädels in die Messe begleiten. Pünktlich zum Sonnenaufgang um 6.30 Uhr machten wir uns fein herausgeputzt auf den Weg. Was ich nicht wusste: An diesem Tag wurde der bisherige Pfarrer der Gemeinde verabschiedet und ein neues Gemeindeoberhaupt in Mudukatuwa begrüßt. Die „Our Lady of Fatima's Church" ist sehr idyllisch in einer Palmenplantage gelegen und beeindruckt Besucher mit einem prunkvollen Portal. Als wir uns der Kirche näherten war ich erstaunt über die Musik, die von allen Seiten ertönte und die Menschenmassen. Von kleinen Babies bis zu alten Damen waren alle piekfein herausgeputzt, für 7 Uhr morgens erstaunlich munter, beinahe aufgeregt und hielten Blumen und Geschenke in den Händen. Als ich Kumari fragte, ob das sonntags immer so sei, lachte sie und klärte mich über den Wechsel der „Fathers" auf. Gegen 7.30 Uhr stellte sich die Gemeinde im Spalier zu beiden Straßenseiten auf, sodass der neue Pater hindurchschreiten konnte. Vor ihm ging singend ein Kinderchor, hinter ihm eine Reihe wichtig aussehender Kirchenmänner und eine Kapelle. Kleine Kinder warfen Blumen von den Seiten. Nachdem die Prozession vorüber geschritten war, schlossen sich die Gemeindemitglieder dem Zug an und suchten sich einen Platz in der Kirche. Diese war aber schnell bis zum letzten Platz besetzt, sodass man sich Gartenstühle von den umliegenden Grundstücken holte oder einfach davor auf den Boden setzte. Manche Leute hatten in weiser Voraussicht Klappstühle mitgebracht.