20 Jahre Dry Lands Project

07 Januar 2025 Westfäliche Nachrichten

Ein Lengericher hilft Mädchen in Sri Lanka

LENGERICH. Das Wasser des Indischen Ozeans brandet sanft gegen die massiven Felsbrocken, die entlang der Westküste Sri Lankas als Wellenbrecher dienen. Der Ozean wirkt friedlich, doch diese Idylle trügt – nichts erinnert an das Grauen, das vor 20 Jahren hier herrschte. Auf einem der Felsen sitzt der gebürtige Lengericher Frank Lieneke, tief in Gedanken versunken.

Seine Gestalt ist markant, er ist groß, sein Kopf glatt rasiert, er trägt schwarze Kleidung. Seit zwei Jahrzehnten leitet er das Angels Home for Children in Marawila. Sein Blick schweift in die Ferne, er denkt an den 26. Dezember 2004, jenen Tag, an dem der Tsunami die Küstenregion erschütterte und alles veränderte.

Im Moment leben 59 Mädchen im Angels HomeDie gewaltige Naturkatastrophe forderte in Sri Lanka laut Berechnungen der Katastrophendatenbank EM-DAT über 35.000 Menschenleben und hinterließ eine Spur der Zerstörung. Frank Lienekes Gedanken kehren immer wieder zu diesem Tag zurück. Der Tsunami brachte ihn dazu, sein Leben in Deutschland hinter sich zu lassen und sich einer größeren Aufgabe zu widmen.

Damals, mit 41 Jahren, war der Lengericher nach eigenen Worten „ein abenteuerlustiger Freigeist“ und regelmäßiger Besucher Sri Lankas. Nach der Katastrophe schloss er sich Hilfsorganisationen an, arbeitete in betroffenen Gebieten und kam bald zu dem Schluss, dass mehr getan werden musste. 2005 gründete er in Marawila das Angels Home for Children – eine Zuflucht für Mädchen, die Schutz und Perspektive suchten.

Kuchen zu meinem Geburtstag am 02.01. Das Heim hat in den vergangenen 20 Jahren über 200 Mädchen Betreuung, Bildung und Sicherheit geboten. Der dazugehörige Verein Dry Lands Project hat bis heute nach eigenen Angaben knapp eine Million Euro an Spenden eingesetzt, um nachhaltige Projekte wie Solaranlagen, ein Gewächshaus und lokale Arbeitsplätze zu finanzieren.

Die letzten 20 Jahre seien für Sri Lanka und das Angels Home geprägt gewesen von Höhen und Tiefen, so Frank Lieneke. Nach dem Tsunami folgten 2019 verheerende Bombenanschläge, die den Tourismus lahmlegten, und kurz darauf die Corona-Pandemie sowie eine schwere Wirtschaftskrise. Viele Menschen lebten am Existenzminimum.

Während dieser Zeit half der Verein mit gezielter finanzieller Unterstützung für bedürftige Familien und lokale Projekte. Heute, da sich die Lage langsam stabilisiert, kommen wieder mehr Besucher ins Angels Home. Doch, so Frank Lieneke, „die Herausforderungen bleiben“.

Der Wertverlust der einheimischen Währung bedeutet steigende Kosten, und das Projekt ist weiterhin auf Spenden angewiesen. Das Lachen der Mädchen und ihre Entwicklung zu selbstbewussten jungen Frauen geben ihm Kraft, sagt er. Eine ehemalige Bewohnerin, die heute ein unabhängiges Leben führt, wird das Jubiläum als Ehrengast begleiten – ein Beleg für die nachhaltige Wirkung des Projekts.

Mit einem letzten Blick auf den friedlichen Indischen Ozean wendet sich Frank Lieneke ab, steigt auf seinen Motorroller und kehrt zurück zum Angels Home – zu seiner Mission, die ihn seit zwei Jahrzehnten antreibt.

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